Anzeichen der Presbyopie
Presbyopie gehört zu jenen Krankheitsbildern, die Sie selbst gut erkennen können. Je früher Sie sich damit beschäftigen, desto besser können Sie den Prozess der altersbedingten Verhärtung, abnehmenden Beweglichkeit Ihrer Linsen und damit der schwindenden Sehschärfe verlangsamen. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen nur raten, Symptome ernst zu nehmen. Um so besser und früher können Sie gegen die Auswirkungen der Alterssichtigkeit vorgehen. Es ist meiner Erfahrung nach nämlich relativ gut möglich, den Verlauf zu verlangsamen, oder gar stark zu verzögern, aber sehr schwierig bis unmöglich, eine starke Alterssichtigkeit, die sich schon einige Jahre ohne Gegenmaßnahmen ausgebildet hat, noch zu bremsen oder gar umzukehren.
Verlauf der Altersweitsichtigkeit
Grundsätzlich gilt: Je älter wir werden, desto stärker nimmt unsere Alterssichtigkeit zu. Die folgenden statistische Mittelwerte zeigen das Auftretens von Presbyopie in der Bevölkerung im Verlauf des Alters und die Altersstufungen des Nahzusatzes. Der Nahzusatz ist die Dioptrien-Zahl, die benötigt wird, um die Alterssichtigkeit der jeweiligen Altersgruppe auszugleichen. Es handelt sich um Schätzwerte:
Alter (Jahre) | Nahzusatz (Dioptrien) |
bis 45 | < 1.00 |
bis 48 | < 1.50 |
bis 50 | < 2.00 |
bis 55 | < 2.50 |
bis 60 | < 2.75 |
mehr als 60 | < 3.00 |
Wir können den Prozess aber durch Training und gute Ernährung bzw. gezielte Maßnahmen zur besseren Versorgung des Körpers erheblich verzögern.
Sehschwäche
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Sehschärfe abgenommen hat, sollten Sie selbst einige Messungen vornehmen, die Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, ob und mit welcher Geschwindigkeit Ihre Alterssichtigkeit fortschreitet. Hängen Sie dafür bitte ein Bild oder Plakat mit unterschiedlich großen Gegenständen oder Buchstaben in fünf Metern Entfernung an eine Wand. Es kann ein Kalender sein oder auch eine Zeitung, deren Überschriften groß genug für diese Entfernung sind. Ideal ist natürlich eine Sehtafel, die Sie in vielen Online-Shops, wie zum Beispiel bei Amazon, bestellen können. Diese Tafeln enthalten Buchstaben, Zahlen, sogenannte Pflüger-Haken (dreizackige Symbole in unterschiedlicher Ausrichtung), Landolt-Ringe (Kreis mit Spalt in unterschiedlicher Ausrichtung) und Symbole. Neben diesen Zeichen ist die Sollentfernung vermerkt – das ist die Entfernung, bei der normalsichtige Augen das Zeichen gerade noch scharf erkennen können.
Notieren Sie nun, was Sie auf die Entfernung von fünf Metern scharf erkennen können. Halten Sie sich dafür jeweils ein Auge zu, überprüfen Sie die Sehschärfe also Auge für Auge. Wenn Sie eine Zeitung oder ein Bild verwenden, schreiben Sie sich die entsprechenden Elemente auf. Testen Sie danach eine Entfernung von drei Metern. Wiederholen Sie den Test im Monatsrhythmus und führen Sie darüber ein Sehtagebuch.
Visus
Wenn Sie eine Sehtafel zur Verfügung haben, können Sie selbst den Visus berechnen. Er wird in einem Bruch ausgedrückt:
Istentfernung geteilt durch Sollentfernung = Visus
Die Sollentfernung ist neben den Zeichen auf dem Plakat notiert. Ein Visus von 1 besagt, dass Sie normal sehen können. Ein Visus von kleiner 1 drückt eine schlechtere Sehschärfe als normal aus, ein Visus von größer 1 eine bessere Schärfe. Tragen Sie den Visus in ein Sehtagebuch ein und wiederholen Sie den Test im Monatsabstand. Wenn Sie feststellen, dass Ihre Sehschärfe im Zeitverlauf deutlich abnimmt, leiden Sie wahrscheinlich unter Presbyopie. Sie sollten dann einen Arzt aufsuchen.
Presbyopie: Sehschärfe messen
Mit verschiedenen Methoden kann man das Auflösungsvermögen der Augen beschreiben und messen. Die anguläre Sehschärfe ist als der kleinstmögliche Winkel definiert, unter dem zwei Objektpunkte vom Auge gerade noch getrennt wahrgenommen werden können. Die Gittersehschärfe drückt die Fähigkeit des Auges aus, senkrechte Balken unterschiedlichen Abstands getrennt wahrzunehmen. Die Versetzungssehschärfe erfasst die Wahrnehmung der kleinstmöglichen Versetzung zweier Objekte gegeneinander.
Leseschwierigkeiten durch Alterssichtigkeit
Unser Gehirn ist darauf trainiert, Buchstaben und Wörter auch dann zu erkennen, wenn sie nicht vollständig klar zu sehen sind. Schauen Sie sich zum Beispiel dieses Wort an:
BIESPIEL
Wahrscheinlich haben Sie erkennt, dass „Beispiel“ dort stehen soll, obwohl zwei Buchstaben vertauscht sind. Ähnlich geschickt füllt Ihr Gehirn Lücken im Schriftbild, die durch Alterssichtigkeit entstehen. Aber oftmals benötigt es dafür einen Moment mehr Zeit als beim Lesen mit großer Sehschärfe.
Folgender Test kann Ihnen helfen, sich eigene Leseschwierigkeiten selbst zu verdeutlichen: Lesen Sie einen Text laut vor. Notieren Sie, wie oft Sie ins Stocken geraten und ein Wort neu ansetzen müssen. Wenn Sie stocken, hat Ihr Gehirn eine Buchstabenkombination nicht sofort perfekt entschlüsselt. Das kann an Alterssichtigkeit liegen. Tragen Sie die Zahl der Stockungen pro Minute in Ihr Sehtagebuch ein und beobachten Sie, ob die Zahl über die Monate zunimmt. Nach meiner Erfahrung funktioniert der Test nur beim lauten Vorlesen. Wenn wir leise lesen, neigen wir dazu, über langsam erkannte Worte hinwegzuspringen und uns selbst etwas vorzumachen – oft unbewusst.
Lesen bei Altersweitsichtigkeit
Beim Lesen bewegt sich das Auge vom Beginn der ersten Zeile links oben sprungweise über den Text bis ans Ende der Zeile. Dabei fixiert das Auge nur bestimmte Stellen im Text, meistens einzelne Buchstaben. Dabei handelt sich bei weitem nicht immer um den ersten Buchstaben eines Wortes, sondern oft um einen Buchstaben mitten im Wort. Die Sprungfelder des Auges heißen Sakkaden. Um den Text links und rechts von einer Sakkade richtig interpretieren zu können, muss das Auge dem Gehirn ein scharfes Bild zur Interpretation liefern. Ist das Bild nicht scharf genug, muss das Auge ständig zurück springen und sich neue Fixationspunkte suchen. Dieser Mehraufwand löst Anstrengungen aus.
Kann Alterssichtigkeit ein Druckgefühl im Auge verursachen?
Unscharfes Sehen kann bei anstrengender Sehtätigkeit auf kurze Distanz wie beispielsweise beim Lesen zu erheblichem Druckgefühl führen, wenn Sie unter Presbyopie leiden. Dieses Symptom sollten Sie ernst nehmen. Es kann auf Alterssichtigkeit hindeuten.
Augen
Weil Ihre Augen bei unscharfem Sehen immer wieder neue Fixationspunkte ansteuern müssen, leisten die Muskeln im Auge mehr Arbeit als normal. Dadurch empfinden Sie ein unbestimmtes Druckgefühl, das bei längerem Lesen ständig zunimmt.
Stirn
Das Druckgefühl breitet sich von den Augen in die Stirn aus. Ursache ist der durch das unscharfe Sehen verursachte erhöhte Koordinationsaufwand des Gehirns bei der Steuerung und Synchronisierung Ihrer beider Augen.
Schmerzen bei Alterssichtigkeit
Das Druckgefühlt bei unbehandelter Alterssichtigkeit kann sich zu unangenehmen und lästigen Schmerzen steigern. Sie müssen als Symptom der Presbyopie unbedingt ernst genommen werden.
Augen
Flüssiges Lesen ist nicht möglich, wenn die Bereiche links und rechts der Fixationspunkte nicht sicher erkannt werden. Je öfter das Auge neue Punkte ansteuern muss, desto größer die Anstrengung der Muskeln. Das kann zu echtem Schmerz in den Augen führen.
Kopf
Wenn auch ständiges Hin- und Herspringen der Augen nicht ausreicht, um den vorliegenden Text zu erfassen, können erhebliche Kopfschmerzen auftreten. Der gesteigerter Muskelaufwand und das trotzdem unscharfe Sehbild beanspruchen das Gehirn so stark, dass es mit Schmerzen über die Überlastung und Überflutung mit nicht entzifferbaren Signalen reagiert.